Heidi macht es uns nun schon zum achten Male vor: Wie leicht aus netten hübschen Mädchen von nebenan beeindruckend schöne und toughe Top-Models werden können. Im Gegensatz zu anderen Casting-Shows muss man dieser viel belächelten und oft kritisierten Variante zumindest zu Gute halten, dass die Siegerinnen wenigstens sehr gute Karriere-Chancen haben und ihren Traumberuf wahrmachen können. Das kann man leider von den Gesangstalenten der zahllosen Castingsendungen nicht sagen, diese beißen sich Runde für Runde durch und werden am Ende eher kein Superstar, ja bleiben meist noch nicht mal dem Musikbusiness erhalten.
Bei aller Kritik am cleveren Management und geschäftlichen Kalkül durch Frau Klums Vater, kann man doch nicht abstreiten, dass die Sendung sowohl den Siegerinnen als auch den ausgeschiedenen Kandidatinnen große Chancen als Model oder im Showbiz bietet. Leider werden die Kandidaten der Musikshows anscheinend nach der jeweiligen Staffel weitgehend ihrem Schicksal überlassen und nicht genügend oder vielleicht falsch gepusht. Fakt ist: Ein Sieg als Gesangstalent in einer Casting-Show ist überhaup kein Garant für eine Karriere in der Musikbranche, noch nicht einmal dafür, seinen Lebensunterhalt mit Musik zu verdienen.
Model werden – auch ohne Heidi
Doch bleiben wir beim Thema: Der Traum, den Frau Klum jedes Jahr wieder viele junge Mädchen träumen lässt, ist auch außerhalb dieser Sendung realisierbar. Doch warten natürlich überall Fallstricke und schwarze Schafe in der bei jungen Mädchen so gefragten Branche auf ahnungslose junge Träumer. Wer es wirklich wissen will, und meint er bzw. sie hätte auch das Zeug Kleidung und andere Produkte werbewirksam zu präsentieren, kann sich bei seriösen Model-Agenturen bewerben. Auf keinen Fall sollte man auf Zeitungsanzeigen oder Plakate reagieren, natürlich gibt es auch im Web lauter unseriöse Angebote. Licht ins Dschungel bringt der VELMA-Verband. Hier findet man die lizenzierten Model-Agenturen Deutschlands. Ein bisschen Schmökern auf dieser Seite und den Homepages der Agenturen schadet keineswegs, denn so bekommt man erste Hintergrundinfos über diese stark mystisierte Branche, die einfach nur ein großes Geschäft ist.
Models immer nur groß und schlank? Keineswegs
Natürlich ist es so, dass Models beiderlei Geschlechts allgemein groß und schlank sein sollten. Allgemein… allgemein gilt: Die Damen sollten nicht kleiner als 1,74 m sein und bestimmte Maße vorweisen. In Wahrheit stimmt dies nur für die ganz große offizielle Model-Karriere. Hier kann man die Voraussetzungen für eine Bewerbung lesen.
Das wahre Leben braucht aber noch mehr Models, als die großen schlanken, recht jungen feengleichen Erscheinungen auf dem Laufsteg und in den Hochglanzmagazinen. Es braucht auch sogenannte Fitting-Models, die Kleidung bevor sie auf den Markt gebracht wird, anprobieren. Hier muss man nur die Norm-Maße der Standardgrößen erfüllen. Es werden für alle Genres von Kleidung Fitting-Models gebraucht: Von der Unterwäsche, über die Jeans bis hin zur Abendmode. Warum? Kleidung, die nicht sitzt, verkauft sich nicht. Also braucht man auch für die Größen ab 36 gute Models. Hier erscheint man dann allerdings nicht in einem Hochglanzmagazin und verdient auch nur einen durchschnittlichen Stundenlohn. Trotzdem kann es der Einstieg für mehr sein, denn es gibt immer mehr Bedarf an Models in großen Größen, die auch Modenschauen präsentieren können. Meist bleibt es nur ein angenehmer Nebenjob, das sollte man sich bewusst machen.
Schöne Hände oder Haare?
Models braucht man aber nicht nur für die großen Modeschauen und zum Präsentieren der neuesten Kollektionen, sondern auch für viele andere Bereiche. Hand-Models präsentieren zum Beispiel die neuesten Nagellack-Kreationen. Haar-Models werben für Shampoos und Haarfärbemittel. Bein-Models werden für Enthaarungsprodukte oder Anti-Cellulite-Produkte gebucht. Aber oft werden für diese Bereiche schon ‘normale’ Models ausgewählt, da hier schon Kontakte mit der Agentur bestehen.
Wer also unbedingt auch wenigstens ein kleines Rädchen in der großen bunten Glamourwelt sein will, sollte sich informieren und recherchieren, was für Möglichkeiten es gibt. Nicht jede Chance liegt förmlich auf der Straße.
Männermodelträume werden eher wahr
Die Herren der Schöpfung kommen bekanntlich am wenigsten auf die Idee, es mal als Model zu versuchen, dabei haben diese oft bessere Chancen als all die hübschen Mädchen, die entweder zu klein, zu dick, zu ungraziös oder zu unbeholfen sind. Erstens bewerben sich viel weniger Männer als Model, zweitens sind die optischen Voraussetzungen hier nicht so alltagsfern wie bei den Frauen. Ein sportlicher Körper, ein markantes, nicht immer hübsches Gesicht, ein selbstbewusstes Auftreten und Mann ist dabei. Hier sieht man einige zurzeit angesagte Männer-Models. Männer-Models werden für viele seriöse Werbekampagnen gebucht, die beide Geschlechter gleichermaßen ansprechen sollen. Während es in der Mode auch der Punker und unkonventionelle Rocker sein darf, muss Mann in der Werbung ein vertrauenerweckendes Äußeres haben.
Äußerlichkeiten, Äußerlichkeiten, Äußerlichkeiten
Fakt ist: Es ist eine Branche, bei der es vor allem um Äußerlichkeiten geht, aber auch um Attitude und Ausdruck. Hat man diesen Traum, als Model zu arbeiten, darf man sich von Absagen und harscher Kritik am Äußeren nicht als Mensch abgewertet sehen, sondern muss dieses Business professionell und nüchtern betrachten. Große Summen werden hier für Werbung hin- und hergeschoben. Die knallharten Vorgaben für eine schlanke Figur der weiblichen Models ist in Wahrheit kein spinnöser Schönheitswahn, sondern ebenfalls eine knallharte Rechnung. Die ersten Entwürfe einer Kollektion für die Modeschauen werden für die kleinsten Größen gemacht, aktuell leider Größe 34, die kaum eine erwachsene normal gebaute und sich normal ernährende Frau hat. Passt das Model nicht in diese Größe, gibt es für sie kein Kleid. Hinzu kommt, dass man für Größe 34 einiges weniger an Stoff verbraucht, als für die nächste Größe. Keine Entschuldigung für den Magerwahn auf den Laufstegen, aber eine Erklärung. Das einfachste wäre, die Normgröße für die Damenmode auf 36 heraufzusetzen.
Noch viel mehr als nur gut aussehen
Doch was Deutschlands Vorzeige-Model uns mit ihrer Sendung auch zeigt ist: Nicht einmal die wenigen Mädchen, die rein optisch alle Voraussetzungen erfüllen, haben dann auch wirklich das Zeug dazu, die Anforderungen dieses Berufs zu erfüllen. Schauspieltalent ist gefragt, ein besonderer Gang, mimische Fähigkeiten und nicht zu viel und auch nicht zu wenig Selbstbewusstsein. Es bleibt anscheinend eine Frage des Schicksals, ob man es in dieser Branche schafft oder nicht. Tatsache ist: Eine zweite Heidi gibt es bei uns bislang jedenfalls noch nicht, ob uns das passt oder nicht.
Noch ein feiner Link für zukünftige Models: Hier könnt ihr euch informieren, wie ihr Plus Size Model werden könnt! Tolle Sache für starke Frauen!
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